Die Absätze der High Heels messen stolze zehn Zentimeter. Dagmar Koller spinnt darin mit eleganter Leichtigkeit. Jede Pose beim Fotoshooting ist perfekt und der Glanz der zierlichen Blondine zeigt, dass sie für die Bühne geboren wurde. „Das war mein erklärtes Ziel“, wird sie später erzählen, wie ihr Weg auf die Theaterbühne sie von einer Kindheit in bescheidenen Verhältnissen ins Rampenlicht und um die Welt führte. Wenn sie lächelt, spürt man ihre Zufriedenheit – mit sich selbst und mit diesem Leben.
An die Zahl 80 muss sie sich erst einmal gewöhnen. Es sei ein Schock gewesen, sagt sie, denn in den letzten Jahren habe der Vielbeschäftigte nicht darüber nachgedacht: Urlaube auf Sansibar, Zeit im Ferienhaus in Portugal und Unternehmungen mit Freunden hielten sie fest ständig beschäftigt. . „Ich fühle mich immer noch wunderbar, nur ist die Zahl 80 so hässlich. Mit 79 habe ich zum ersten Mal darüber nachgedacht. Da wurde mir klar: Oh Gott, jetzt geht es schnell“, bringt sie ihre Gefühle zu ihrem Geburtstag zum Ausdruck auf den Punkt. Es stellt sie auch in Frage, ob der goldene Mantel, der ihren Glamour beim Fotoshooting unterstreicht, überhaupt noch getragen werden kann. Sie hat bereits einige Abendkleider ausgewählt, die ihr sehr gewagt erschienen. Besonders viel jüngere Generationen bewundern Kollers Stil und Geist: Auf dem Weg in die Redaktion muss sie für unzählige Selfies posieren. Danach kommentieren alle, dass Koller der Schönste auf dem Bild sei.

Tägliches Training im Fitnessstudio
Während des Gesprächs knabbert sie an Weintrauben. Die Salzstangen bleiben unberührt. Nur ein kleiner Schluck Prosecco ist erlaubt, um mit der Redaktion auf die Krippenparty anzustoßen. Es ist offensichtlich, dass sie auf ihre Figur achtet. Dafür trainieren wir jeden Tag. „Ich komme nie aus dem Bett, ohne zu turnen. Es sind nicht mehr so viele wie früher, aber ich trainiere jeden Tag. Übertreibe es nur nicht, du musst auf deinen Körper hören, wie beim Alkohol.“
Wenn Dagmar Koller aus ihrem Leben erzählt, wird deutlich, wie ihre Schule sie bis heute geprägt und zu ihrer beeindruckenden Fitness beigetragen hat. Sie wurde als Tochter eines Performers und einer Künstlerin in Klagenfurt geboren und besuchte im Alter von fünf Jahren eine Ballettschule. Ihre Eltern ließen sich scheiden, als sie 13 Jahre alt war. Im selben Jahr zog sie alleine nach Wien, um an der Akademie für darstellende Kunst Tanz, Gesang und Schauspiel zu studieren.

Große Sängerinnen wie Hilde Güden, Franco Corelli oder Helge Rosvaenge waren die Stars ihrer Zeit und wurden von ihren Müttern bewundert. Als Koller später mit Giuseppe Di Stefano in „Land des Lächelns“ auf der Volksopernbühne stand, war seine Mutter fast täglich im Publikum. „Meine Mutter war alleinerziehend und unglaublich streng“, sagt Koller. „Mein Bruder und ich sollten vor allem Sprachen lernen, das war ihr wichtig. Und sie hat mich gewarnt, dass dieser Job sehr schwierig sein kann.“ Kollers drei Jahre älterer Bruder Sigmar ist Architekt und lebt seit den 1960er-Jahren in den USA. Der Kontakt ist noch immer eng: Gerade haben die Brüder die Sommertage gemeinsam in Kollers Haus in Portugal verbracht ist seit Jahrzehnten sein geliebter Aufenthaltsort. Sie sei nur einmal gestürzt, sagt sie dumm. „Ich bin auf die Knie gegangen, weil ich mit meinem Bruder gewettet habe, dass ich neun Kilometer schneller fahren könnte, und ich war dabei“, sagte Koller.
Sie würden das verletzte Knie nicht bemerken. „Die Koller“, wie sie liebevoll genannt werden, haben es in sich. Das hat ihn auch seine Arbeit gelehrt. Ihre Bühnenkarriere nahm schnell Fahrt auf, war aber hart erkämpft. Wenn Koller davon erzählt, wie sie mit gerade einmal 21 Jahren in der Carnegie Hall auftrat, ist ihre Freude darüber noch deutlich spürbar. „Die Bühne war mein erklärtes Ziel, dorthin wollte ich – auch um diesem bescheidenen Leben zu entfliehen. Mein Traum war es, Irma la Douce zu spielen, was eigentlich meine erste große Rolle an der Seite von Hans-Joachim Kulenkampff war. Ich habe unglaublich hart gearbeitet.“ Sie erinnert sich.
Ihr Durchbruch gelang ihr Mitte der 1960er Jahre als chinesische Prinzessin Mi in Lehárs „Land des Lächelns“. Koller trat an Theatern in Bern und Berlin auf, außerdem mit Hans Moser in Salzburg in Raimunds „Der Bauer als Millionär“. Ihre größten Hits feierte sie in Musicals und Operetten, unter anderem in „Kiss me, Kate“ und „My Fair Lady“; Aldonza in „Der Mann von La Mancha“ wurde zur Rolle seines Lebens. Tourneen führten sie nach Israel, Japan und Amerika.
Sie erinnert sich auch daran, dass Neider den Weg säumten: Manche glaubten nicht an die Fähigkeiten der schönen jungen Blondine. „Als ich mit Josef Meinrad in ‚Mann von La Mancha‘ die Aldonza spielte, sagten viele: ‚Das kann sie nie!‘ Aber ich habe geschmeckt. Keine Probe. Das Leben ist großartig, aber man muss immer alles geben.

Psychopathische Liebestricks
Die Bühne und das Publikum hätten Dagmar Koller immer viel Kraft gegeben, sagt sie. „Erfolg kann wie eine Droge sein. Wenn jeden Tag 40 Leute auf den Schlussapplaus beim Verlassen der Bühne warten, gibt das einerseits Kraft und andererseits Verantwortung: jeden Tag sein Bestes zu geben.“ So gilt Kollers Jungbrunnen auch heute noch: der Anspruch, immer das Beste zu geben, die Disziplin, die eigenen Grenzen zu überwinden und der Wille, das Leben mit Wohlwollen zu betrachten.
Das Leben stellte sie auch vor herausfordernde Aufgaben: Die größte, als ihr Ehemann und Lebensmensch, der damalige Wiener Bürgermeister Helmut Zilk, 1993 Opfer eines Briefbombenanschlags wurde. Koller und das Paar waren damals Anfang Fünfzig war seit 15 Jahren verheiratet. Von da an war sie für ihn da – vom Zubinden seiner Schuhe bis hin zu aufmunternden Worten. „Er war bis zu seinem Tod im Jahr 2008 immer da. Natürlich hat es viel Kraft gekostet. „Hand genannt, und dazu noch ein Unentschieden“, sagt Koller über seine psychologischen Tricks in schwierigen Zeiten. „Mit solchen kleinen Dingen habe ich ihm geholfen, da durchzukommen.“
Nach dem Tod des Mannes, den sie bis heute „Zilk“ nennt, dauerte es vier Jahre, bis sie wieder ins Leben zurückfand. Koller lebte ein sehr zurückgezogenes Leben. „Es ist eine Schande, diese Jahre“, sagt sie heute. „Weil sie ausgegangen sind.“ Dort habe sie gelernt, sich zu retten, erklärt er, obwohl es eine Weile gedauert habe, bis ihr klar wurde, dass er nicht zurückkommen würde. „Du musst aufstehen. Das habe ich mir jetzt gesagt: Wenn dein 80. Geburtstag naht, fange noch einmal von vorne an. Ich habe das Gefühl, dass ein neues Leben wieder beginnt. Du musst dir selbst Aufgaben stellen, auch wenn dein Körper zeigt dir von Zeit zu Zeit Grenzen auf.
Romantische Liebe statt Sex
Egal, welche Grenzen der Körper zeigen kann, Knieverletzung hin oder her, Dagmar Koller ist immer noch „sehr streng“ mit sich selbst, wenn es um ihr Aussehen geht. „Bevor ich das Haus verlasse, muss mich ein Blick in den Spiegel überzeugen. Natürlich merke ich jetzt, dass ich Falten habe, aber sie gehören zu mir und meinem Leben. Es gab viel Freude und auch viel Schmerz.“
„The Zilk“ fehlt noch, sagt sie. Doch liebe Freunde begleiten sie heute durchs Leben, „sonst wäre es düster.“ Dazu gehören zwei lebenslange Freunde, die ihr besonders am Herzen liegen. „Mit Frauen kann man mehr lachen als mit Männern“, sagt Koller. Sie ist jedoch dankbar für die Männer in ihrem Leben und die Liebe, die sie erfahren durfte. Hat dir das Leben etwas über Liebe beigebracht? Koller denkt einen Moment nach. „Wahre Liebe ist selten von Dauer. Meine großen Lieben waren alle nur von kurzer Dauer – bis auf Zilk, und der Tod hat mir das genommen“, sagt sie dann. Sie war aber auch sehr anspruchsvoll, wie sie betont. „Ich habe wie eine Nonne auf Tournee gelebt. Heutzutage legen wir jedenfalls großen Wert auf das Sexualleben. Ich bin ein Verfechter der romantischen Liebe.“
Vor drei Jahren erlebte Koller aus erster Hand, welche überwältigende Bedeutung sexuelle Themen in der Gesellschaft haben können. Damals gab es Gerüchte über eine Affäre, als sie wiederholt öffentlich mit dem deutlich jüngeren Musikvideo- und Grafiker Michael Balgavy auftrat. „Er ist immer noch ein lieber Freund! Es war mir egal, was die Leute sagten, aber es war nicht lustig für ihn, beschuldigt zu werden, eine Affäre mit einer 39 Jahre älteren Frau gehabt zu haben. Aber das Flüstern begann, als ihre Zeit stehen blieb.“ Da gibt es nichts zu bereuen. Sie mag die Rolle des Tabubrechers nicht, in die sie gerne hineingedrängt wird.
der große Verzicht
Wenn es um die großartigen Dinge im Leben geht, ist es die Tatsache, dass sie keine Kinder hat, die sie bereut. Dagmar Koller liebt Kinder. „Was für ein hübscher Junge! In welcher Klasse bist du?“, unterhielt sie sich mit einem Jungen, den sie in der Nachrichtenredaktion getroffen hatte. „Es ist eine Schande, dass ich keine Kinder habe, aber ich habe viele Nichten und Neffen“, sagt sie und erklärt, dass dies in ihrer Karriere in der Vergangenheit kein Thema war. „Ich habe immer allein und sparsam gelebt und wollte nie von einem Mann abhängig sein.“
Wenn Koller mit Dankbarkeit und Freude auf sein Leben zurückblickt, liegt das auch an seiner unerschütterlichen Fähigkeit, positiv zu denken. „Im Leben geht es nicht immer aufwärts, und da hilft es, positiv zu denken“, sagt sie. „Das Leben ist das Einzige, was der Herrgott dir gegeben hat. Du musst nehmen, was gut für dich ist. Negative Gedanken stören nur.“ Nicht, dass es für Dagmar Koller keine bewölkten Tage gäbe. Aber sie hat ein Rezept dafür.
„Geht unter die Leute!“ Anschließend unterhält sich Koller im Burggarten mit einer Mutter, die ihrem Sohn gerade die Rosen erklärt. Sie fragte einen schlecht gekleideten Mann, der die Blumen goss, ob er nicht erkältet sei. Jetzt weiß sie, wie man den Garten bewässert, damit er schön blüht. „Gehen Sie raus, reden Sie mit Leuten, es gibt viele interessante Leute“, sagt die Grande Dame. Nein, es gibt keinen Kampf mit Dingen, die das Alter erschweren oder sogar unmöglich machen kann. „Weil ich das Gefühl habe, dass ich mehr erreicht habe, als ich jemals erwartet hätte. Das Leben war so erfüllend, es hat alle meine Wünsche erfüllt, das macht einen demütig. Ich kann heute sagen: Was vorbei ist, ist vorbei.“ Und so freut sie sich wieder auf ihr neues Leben nach 80, es wartet eine Reise nach Indien und Dallas – und jeden Tag ein neues Verlangen.
NETZWERK-NEWS
Power, Pracht und Pixel: Samsung Galaxy S23 Ultra im Test (e-media.at)Gegen den Strom (yachtrevue.at)Wenn Väter mit ihren Töchtern zelten gehen (lustaufsleben.at)Brot mit Feta-Erbsenpüree und geriebenem Ei (gusto.at)Im neuen Trend: Die Rückkehr des Alten (trend.at)TV-MEDIA Spielfilmservice – jede Woche Neuigkeiten! (tv-media.at)Kurioser Fehler: Amazon schickte fälschlicherweise Formel-1-Kupplung an BMW-Besitzer (autorevue.at)